Kenjutsu - Der Weg des Schwertes
Ganzheitliche Entwicklung durch Kenjutsu
Ursprünglich diente das Training dazu, den Samurai auf den Kampf in der Schlacht vorzubereiten. Als System des Bujutsu (Kriegs- bzw. Kampftechniken) stand der „Sieg“ über einen “Gegner” im Fokus der Praxis. Allerdings ging es auch in den Trainingsmethoden des Bujutsu nicht allein um physische Stärke. Die Meister erkannten, dass wahre Stärke nur bei gleichzeitiger Entwicklung der mentalen Fähigkeiten möglich ist. Letzt endlich ist es das eigene Ego, das es zu überwinden gilt. In diesem Sinne kann auch die Niederlage im Kampf zu einem Erfolg über sich selbst werden. Durch die andauernde Übung und Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen, wird Bujutsu (Technik des Kämpfens) zu Budo (Weg des Kriegers).
Das eigene Potential entdecken
Heutzutage hat das Schwert seine Bedeutung als Waffe längst verloren. Die damit verbundenen Tugenden wie Aufrichtigkeit, Mut und Entscheidungskraft haben jedoch nach wie vor ihre Gültigkeit. Dem entsprechend geht es im heutigen Kenjutsu-Training darum das eigene Potential auf mentaler und physischer Ebene zu entwickeln und auszuschöpfen. Die Kriegstechnik hat sich in den „Weg des Kriegers“ gewandelt und damit zu einer Methode der Persönlichkeitsentwicklung.
Jetzt mit Kenjutsu beginnen.
Der Einstieg ins Kenjutsu ist jederzeit möglich. Vorkenntnisse oder eine besondere körperliche Fitness sind nicht erforderlich. Die notwendigen Fähigkeiten werden im regelmäßigen Training erworben und sind für alle erreichbar. Bei uns trainieren Menschen jeden alters und Geschlechts.
Eine Probestunde um Kenjutsu unverbindlich kennen zu lernen ist immer am Donnerstag möglich. Ihr braucht lediglich saubere und bequeme Trainingskleidung, vorzugsweise mit einer langen Hose, die ihr nicht auf der Strasse tragt. Bei Interesse meldet Euch bitte über das Kontaktformular an.
„Kashima No Tachi“ – Schwert-Weg aus Kashima
Kenjutsu bezeichnet keinen spezifischen Stil, sondern ist ein Sammelbegriff, der alle japanischen Schwertkampfformen umfasst. Übersetzt bedeutet er soviel wie Schwert (Ken) Technik (Jutsu). In diesen klassischen Kampfkunst-Schulen (Ryu oder Ryha), deren Tradition oft mehrere hundert Jahre zurückreicht, gibt es keine sportlichen Wettkämpfe. Im Gegensatz zum modernen Kendo wird ohne Schutzrüstung mit dem Bokken (Holzschwert), dem Fukuru Shinai (Bambusschwert) oder dem Iaito (stumpfes Stahlschwert) trainiert.
Bei uns im Dojo am Gleisdreieck wird das Kenjutsu der “Kashima no Tachi” nach Meister Minoru Inaba vom Shiseikan Dojo in Tokyo unterrichtet. Wir sind Mitglied in der ISBA (International Shiseikan Budo Association).
Training für Körper und Geist
Im Mittelpunkt des Trainings steht die intensive Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des eigenen Körpers und der Handhabung des Schwertes. Hat man ein gewisse Vertrauen im Umgang mit dem Holzschwert gewonnen, kommen zum Einzeltraining auch Partnerübungen hinzu. In den sogenannten Katas sind die Prinzipien und Strategien der Schule enthalten. Durch das kontinuierliche Üben der Katas entwickelt man nach und nach ein Gefühl für den korrekten Abstand, das ideale Timing sowie für einen angemessenen Kraftaufwand. Es geht darum, intuitiv anwenden zu können, was man im Training geübt hat.
Kontinuierliche Auseinandersetzung mit sich selbst
Auch schon zu Zeiten, als die Samurai noch Ihr Können auf dem Schlachtfeld oder in Duellen unter Beweis stellen mussten, war das Üben der Kata eine Methode des risikoarmen Trainings. Die genau festgelegten Bewegungsabläufe der Kata sind alles andere als tote Formen. Ein stupides Wiederholen der auswendig gelernten Schritte und Schläge führt zu nichts. Die Kata muss jedes Mal von Neuem entdeckt und mit Leben gefüllt werden. Nur so ist es möglich über die Jahre immer wieder neue Aspekte zu entdecken und sich selbst weiter zu entwickeln.
Heutzutage, fehlt das Regulativ des „echten“ Kampfes. Daher ist es für den Schwertschüler umso wichtiger sich den Katas mit ganzer Hingabe zu widmen und das eigene Können immer wieder zu hinterfragen.
Basis/Kihon – Training
Grundlagentraining für Anfänger*innen und Fortgeschrittene. Der Focus liegt auf Suburi (Einzelübungen) und der ersten Serie (Kihon Tachi) mit dem Ziel die Handhabung des Schwerts zu schulen. Erst wenn ein grundlegende Sicherheit im Umgang mit dem Holzschwert vorhanden ist, ist es möglich die dynamischen Kata der weiteren vier Serien zu üben.
Kumi Tachi – Training
Das Lehrsystem der „Kashima No Tachi“ Schule besteht aus fünf Serien mit insgesamt 40 Katas.
Das Kata- Training ist geeignet für Anfänger und Fortgeschrittene, die bereits ein grundlegendes Vertrauen im Umgang mit dem Holz-Schwert erworben haben und die fünf Kata der ersten Serie sicher können.
Anfänger können nur nach vorheriger Absprache teilnehmen. Für ein Probetraining ist das Basis/Kihon Training besser geeignet.
Die Kumi Tachi des Kashima no Tachi Kenjutsu
Die sechs Serien im Kenjutsu
Kihon Tachi / Ura Tachi / Aishin Kumi Tachi / Jissen Tachi / Kassen Tachi / Tsubazeri
Die Partnerformen der sechs Serien werden mit dem Holzschwert (Bokuto) und mit einem mit Leder ummantelten Bambus-Schwert (Fukuru Shinai) ausgeführt. Darüber hinaus gibt es noch Partnerübungen (Battojutsu), bei denen ein scharfes Schwert (Shinken) oder stumpfes Metallschwert (Iaito) verwendet wird. In den Katas nehmen die Übenden jeweils die Rolle von Uchidachi, dem Lehrer bzw. empfangenden Schwert, und Shidachi, dem Schüler bzw. gebendem Schwert, ein. Uchidachi sollte nach Möglichkeit mehr Erfahrung haben und die Kata soweit beherrschen, dass er seine Angriffe kontrollieren und Shidachi lernen und Vertrauen gewinnen kann.
Die folgenden Erläuterungen zu den Serien sollen lediglich einen ersten Überblick verschaffen. Für das richtige Verständnis sind mündliche Anweisungen (Kuden) und eigene Praxis unter der Anleitung eines kompetenten Lehrer notwendig. Die Prinzipien und Lehrinhalte können nicht intellektuell oder durch bloßes nachahmen verstanden werden.
Kihon Tachi – „Basis Schwert“
Mit den fünf Formen der ersten Serie beginnen die Schüler, wenn sie dem Dojo beitreten. Ziel ist es eine gute Körperhaltung (Shisei) und ein Gefühl für Abstand und Timing (Maai) zu schulen. Durch den intensiven Kontakt der schweren Holzschwerter wird auch die Dichte des Zentrums (Hara) bzw. die Stabilität entwickelt. In der Kata nimmt Shidachi eine offensive Haltung ein und drängt Uchitachi in die Defensive. Alle fünf Bewegungsabläufe tauche in ähnlicher Form in den Nachfolgenden Serien wieder auf und bilden so die Grundlage der Schule.
Kesa Giri / Ashibaraï Ukibune / Kiri Wari / Wari Tsuki / Kuraï Dachi
Im Vergleich mit den folgenden Serien erscheinen die fünf Formen recht einfach. Jedoch ist schon in der ersten Serie bereits das grundlegende Prinzip und die Essenz der Schule enthalten.
„Ken Shin Tai Sanmi Ittai“ / Schwert, Geist, Körper ist eins.
Je nach Entwicklungsstand der Übenden kann diese Kata-Serie auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten geübt werden. Daher kommen auch Fortgeschrittenen immer wieder auf Kihon Tachi zurück, um die eigene Struktur zu stärken und ihre Erfahrungen aus den anderen Serien zu überprüfen.
Ura Tachi – „verstecktes Schwert“
Die zweite Serie folgt dem Prinzip:
„Sen-Sen-No-Sen“ / Verteidigung durch Gegenangriff im Moment des Angriffs.
In den 10 Formen gehen die Übungspartner jeweils drei Schritte auseinander, bevor der Angriff beginnt. Wenn sich beide Partner aufeinander zu bewegen, gilt es den richtigen Abstand und das Timing (Maai) zu finden, in dem eine Aktion erfolgen muss. Hat Shitachi die Initiative mit der ersten Aktion ergriffen, versucht Ukedachi eine Lücke für einen zweiten Angriff zu finden. Shitachi bleibt in Verbindung und kann auch die zweite Aktion von Uketachi ohne Unterbrechung matt setzen.
Men Tachi Zuke / Kesa Tachi Zuke / Do Tachi Zuke / Gedan Kote Dome / Kyo Tachi Kote Giri / Sokui Zuke / Mikiri Kenchu Taï / Naori Taïchu Ken / Kesa Giri Sode Suri / Enbi Ken
Es wird das Prinzip vermittelt, nicht auf einen Angriff zu warten, sondern proaktiv die Initiative zu ergreifen, um dann unbeeindruckt von der Aktion des Partners die Führung zu behalten.
Aishin Kumitachi – „Schwerter begegnen sich mit der selben Absicht“
Die Herausforderung in der dritte Serie besteht darin sich mit der Absicht des Gegenübers zu verbinden. Uketachi und Shitachi führen gleichzeitig den selben Angriff aus und setzen sich dadurch matt. Nach der Trennung versucht Ukedachi den Rytmus des Angriffs zu verändern, Shidachi bleibt verbunden und unterdrückt den erneuten Angrif mit einen eindeutigen Aktion. Hierbei kommt auf beiden Seiten das Prinzip der spiralförmigen Schwert-Führung zum tragen, wodurch es möglich ist die Richtung spontan ohne Energieverlust zu ändern, ähnlich einem Vogel im Flug.
Kumi Tachi Kiri Dome / Kumi Tachi Seigan / Kumi Wakare Wari Zuki / Kumi Tachi Kaeshikote / Kumi Wakare Taoshi Uchi
Jissen Kumitachi – „Schwerter begegnen sich im „echten“ Kampf“
In der vierten Serie, stehen sich die Übungspartner sehr nah, gerade ausserhalb der Reichweite gegenüber. Durch den kurzen Abstand gibt es keine Zeit den Angriff zu lesen. Shitachi muss vielmehr die Absicht von Uketachi zum Angriff spüren und im selben Moment bzw. kurz vorher agieren.
Tsuki Kaeshi / Kiri Wari / Sokui Dachi / Hayanuki Fudoken / Sodesuri Seigan / Gedan Koteuchi / Tsubame Gaeshi / Gyaku Gaeshi / Tsubazeri Daoshi / Makitachi Oikomi
Voraussetzung für das Üben von Jissen Tachi ist eine sichere Handhabung des Schwert, sowie eine gute Einschätzung von Timing und Abstand.
Kassen Tachi – „Schwert des Schlachtfeldes“
In der fünften Serie kommen Techniken zum Einsatz, die für das Kämpfen in Rüstung auf dem Schlachtfeld konzipiert wurden. Die Übungspartner laufen aus einer großen Distanz aufeinander zu (Yukiai). Durch das Aufeinaderprallen der Übenden kommt es hier meistens zu einer Nahkampfsituation in der Prinzipien Taijutsu zum Einsatz kommen und der Partner zu Fall gebracht wird. Dabei werden die Schwachstellen in der Rüstung als Angriffsziel gesucht.
Sente Tsukiage / Sente Seigan / Sente Tsuki Kaeshi / Sente Tsuka Taoshi / Sente Enbi Taoshi / Jodan Nuki Taoshi / Gedan Nuki Taoshi / Fudoken / Kesa Tsubushi / Muniken
Die Voraussetzung für das üben von Kassen Tachi ist ein hohes Mass an Kontrolle über das Schwert sowie Durchlässigkeit im Körper bei gleichzeitig stabilem Zentrum.
Tsubazeri und Taoshiuchi
In dieser Serie geht es um Techniken, die zum Einsatz kommen, wenn beide Gegner so eng zusammenstehen, dass sich die Schwerter an der Tsuba verhaken. In dieser Nahkampfsituation kann die lange Klinge des Katana nicht mehr optimal eingesetzt werden. Mit dem Spiel von Druck und Nachgeben, ähnlich wie im Taijutsu, wird der Partner ins Ungleichgewicht und dann zu Fall gebracht.
Die Katas des Tsubazeri bilden damit die Schnittstelle vom Kenjutsu und Taijutsu.
Battôjutsu – Schwert ziehen im Angesicht eines Angriffs
Beim Battôjutsu hat Shitachi sein Schwert noch in der Saya (Scheide) während Uketachi schon bereit ist zum Angriff. Shitachi muss dem Angriff ausweichen, gleichzeitig das eigene Schwert ziehen und die Situation kontrollieren.
Da beim Battojutsu Schwerter aus Metall, stumpfe (Iaito) sowie scharfe (Shinken), verwendet werden, wird zunächst alleine mit einem imaginären Uchitachi geübt. Auf dem nächsten Level werden die selben Kata mit einem Partner und später dann auch unter dem Einsatz von scharfen Schwertern (Shinken) geübt.
Video vom Lehrgang im Juni 2020
Video-Link: https://youtu.be/KGwJU9xK8o8